
Die bedürfnisorientierte Erziehung
Vorteile, Beispiele, Kritik und Nachteile
Du möchtest verstehen welche Erziehung sinnvoll ist und wodurch sich die bedürfnisorientierte Erziehung auszeichnet. Was ist bedürfnisorientierte Erziehung eigentlich? Welches Wissen brauchst du, um bedürfnisorientiert erziehen zu können? Ich werde dir hier die Vorteile und Beispiele zeigen, aber auch gängige Missverständnisse durch bedürfnisorientierte Erziehung beziehungsweise dadurch entstehende Kritik und Nachteile bewusst machen.
Ab jetzt geht es in diesem Artikel um:
Was ist bedürfnisorientierte Erziehung – kurz erklärt
Bedürfnisorientierte Erziehung stellt die individuellen Bedürfnisse von Kindern und deren Familie in den Mittelpunkt. Sie basiert auf Empathie, respektvoller Kommunikation und einer starken Eltern Kind Bindung. Anstatt starrer Regeln folgt sie dem Prinzip, die emotionalen, körperlichen und sozialen Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und darauf einfühlsam zu reagieren. So wird eine vertrauensvolle Umgebung geschaffen, in der Kinder wertvolle Kompetenzen und ein starkes Selbst entwickeln.
Welche Vorteile bringt bedürfnisorientierte Erziehung?
Bedürfnisorientierte Erziehung ist ein magisches Etwas. Sie birgt das Potential für Kooperation, zufriedene Kinder, die zu mental gesunden Erwachsenen werden und somit eine phänomenale Entwicklungsbasis.
Bedürfnisorientiert Erziehen ist aber nicht unbedingt leicht. Sie hat auch das Potential von Missverständnissen, einer sehr hohen Eigenerwartung durch Eltern und dadurch ein mögliches Wischiwaschi-Verfahren. Insbesondere deswegen gibt es durchaus nachvollziehbare Kritik für bedürfnisorientierte Erziehung.
Wenn du mich fragst, überwiegen die eindeutigen Vorteile. Denn menschliche Bedürfnisse sind hervorragend und langjährig untersucht. Darauf kommen wir gleich. Und eben diese Studien zeigen, dass die Nichterfüllung von Bedürfnissen erhebliche Risiken bedeutet.
Es gibt jedoch so viele Meinungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dadurch verunsichern. Braucht es durchgreifende Eltern? Braucht es Erziehung überhaupt oder sollten wir gänzlich darauf verzichten? Was können und dürfen Kinder selbst entscheiden? Wie viele Entscheidungen überfordern ein Kind? Auf all diese Fragen und mehr gibt es übrigens Antworten in meinem Training. 🙂
Zum Begriff: bedürfnisorientierte Erziehung
Im Englischen gibt es das Attachment Parenting (AP), das für bindungsorientierte Erziehung steht. Bedürfnisorientierte Erziehung und bindungsorientierte Erziehung sind gewissermaßen dasselbe.
Das Attachment Parenting bezieht sich in seiner ursprünglichen Definition (durch den amerikanischen Kinderarzt Dr. Sears) auf die Pflege von Babys. In Bezug auf Dr. Sears selbst und seine Definition gibt es jedoch einige Kritikpunkte. Diese lassen sich 1:1 auf die bedürfnisorientierte Erziehung Kritik übertragen. Lies dazu daher gerne auch den Artikel zur bindungsorientierten Erziehung.
Welche Bedürfnisse gibt es überhaupt?
Dazu habe ich die einzelnen Grundbedürfnisse im Artikel „Was Kinder brauchen“ detailliert beschrieben. Hier ein kurzer Überblick:
Das Bedürfnis nach Bindung
Das Bedürfnis nach Bindung ist dabei „nur“ eines von 5 sozialen Grundbedürfnissen. Kinder können diese Bedürfnisse jedoch noch nicht selbst erfüllen. Dementsprechend ist die Bindungsperson diesbezüglich in der Verantwortung.
Aber wie genau? Bis zu welchem Alter? Das ist einer der “bedürfnisorientierte Erziehung Nachteile”! Das ist nämlich nicht so richtig definiert. Darauf komme ich nochmal zurück.
Was passiert wenn Bedürfnisse ignoriert werden
Wenn kindliche Bedürfnisse nicht erfüllt werden entstehen Mangelgefühle, wie beispielsweise: Einsamkeit, Stress, Abhängigkeit, Hilflosigkeit, Angst, Scham und Minderwertigkeitsgefühle, Wut, Enttäuschung und Ungerechtigkeitsempfinden.
Soziale Grundbedürfnisse sind wichtig
Weil sich Mangelgefühle durch „unerwünschtes“ Verhalten äußern. Und dadurch besonders wichtig für den Kontext der Kindererziehung sind.
Fehlende Definition: bedürfnisorientiert erziehen
Manche Gegenstimmen nennen bedürfnisorientierte Erziehung Nachteile, weil sie behaupten, dass diese Erziehung nur für Babys gedacht sei.
Da die sozialen Bedürfnisse jedoch auch bei Erwachsenen bestehen und deren Nichterfüllung ernste Folgen hat, besteht kein Nachteil darin einen bedürfnisorientierten Umgang lebenslang zu verfolgen. Also ganz klar kein Alters-Limit zu setzen.
Stattdessen den Umgang altersgemäß anzupassen. Denn logischerweise ist der Unterstützungsbedarf bei einem Baby anders als bei einem (jungen) Erwachsenen – jedoch kein Argument gegen die bedürfnisorientierte Erziehung.
Es bestehen jedoch auch Missverständnisse:
Fehlinterpretation bedürfnisorientierte Erziehung führt zu Kritik
Ist “bedürfnisorientierte Erziehung Kritik” gerechtfertigt?
Manche Eltern nehmen aus der falsch verstandenen bedürfnisorientierten Erziehung Kindern alle Herausforderungen ab. Schaffen Probleme aus dem Weg, bevor sie überhaupt entstehen könnten. Das ist übrigens die Definition von Rasenmäher Eltern.
Damit nehmen sie ihren Kindern völlig unbewusst wichtige Lernerfahrungen. Denn wichtige Ansätze, wie Kompetenz für Problemlösung oder der konstruktive Umgang mit eigenen Fehlern, bilden sich nur, wenn Kinder die Chance haben, sie zu erlernen. Dasselbe gilt für den Umgang zum Erlernen von Frustrationstoleranz.
Es sind also Missverständnisse, die für die bedürfnisorientierte Erziehung Nachteile und Kritik bedeuten können – diese lassen sich jedoch unkompliziert aus der Welt schaffen. Nämlich durch Aufklärung.
Kritik: bedürfnisorientierte Erziehung überlastet Eltern
Manche Menschen sagen, den “Aufwand bedürfnisorientiert Erziehen” könne man Eltern nicht zumuten. Denn insbesondere das Erlernen Bedürfnisse zu erkennen und Gefühle zu begleiten ist ein zeitintensiver Prozess und ständig gibt es Veränderungen.
Aber wer, wenn nicht die Eltern, trägt diese Verantwortung gegenüber den eigenen Kindern?
Bedürfnisorientierte Erziehung Nachteile dem Aufwand der Erziehung zuzuschreiben, ist schlicht unfair. Erziehung war in der menschlichen Entstehungsgeschichte nie eine 1-2 Personen Show. Heute ist sie das jedoch häufig. Es brauchte schon immer ein Dorf, um Kinder zu erziehen. Unser Lebensstil gibt das heute meist nicht mehr her und eine Fremdbetreuung mit den hiesigen Betreuungsschlüsseln ist häufig nicht in der Lage, diese wichtige Basis ausreichend sicherzustellen.
Das ist aber nicht die Schuld unserer Kinder. Ich möchte damit ganz klar sagen, dass das weder an der bedürfnisorientierten Erziehung, noch an unseren Kindern liegt.
Elternsein ist ein ernstzunehmender und häufig intensiver 24 Stunden Job. Und dann kommt für Eltern noch die Berufstätigkeit und Haushalt etc. obendrauf. Das ist viel. Nicht zuletzt deswegen berate ich Eltern und Unternehmen, wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie aussehen kann und welche Strukturen dafür notwendig sind.
Nachteile bedürfnisorientierte Erziehung
Es zählen immer die Bedürfnisse aller Familienmitglieder. Aber häufig werden die Bedürfnisse der Kinder priorisiert. Auch daraus entsteht Kritik für die bedürfnisorientierte Erziehung. Es gibt Stimmen, die sagen die bedürfnisorientierte Erziehung berge das Risiko, dass Kinder zu „Tyrannen“ würden. Das ist Schwachsinn…
Denn Kinder lernen insbesondere durch Vorleben. Das heißt, wenn sie erfahren, dass auch die Bedürfnisse von anderen zählen und die Erwachsenen gesunde Grenzen setzen, ist dieses „Risiko“ ein sehr hypothetisches. Vorausgesetzt, Eltern setzen eben Grenzen: denn wenn ihre Bedürfnisse auf der Strecke bleiben, haben sie dadurch genauso bestehende Risiken, wie die Kids.
Beispiele für bedürfnisorientierte Erziehung
Ich möchte dich dennoch für ein Thema sensibilisieren: wenn du Beispiele und Lösungen durch bedürfnisorientierte Erziehung suchst, mache dir folgendes bewusst:
Zusammenspiel verschiedener Faktoren
Deshalb gibt es nicht die eine bedürfnisorientierte Erziehung und Vorgehensweise. Sondern es ist immer ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren.
Du brauchst also das Verständnis der Hintergründe, und das kommt zum Beispiel in Social Media “Beispiele bedürfnisorientierte Erziehung” zu kurz. Deswegen gebe auch ich hier keine Lösungen vor.
Denn es gibt viel, das in das Entstehen von Verhalten mit hineinspielt, nicht nur die Bedürfnisse. Genau das vermittle ich dir in meinen Elterncoachings und Trainings. Du bekommst dadurch Lösungen, die mitwachsen.
Ich helfe dir!
Du willst bedürfnisorientiert erziehen und trotzdem wirst du manchmal laut und ungeduldig?
Du brauchst Notfallmethoden und auch Ansätze, die für dich funktionieren. Und die dein Kind annehmen wird!
Dabei kann ich dir so helfen:
Tipps und Übungen
Bedürfnisorientiert erziehen, verdeutliche dir immer wieder:
Dann tu es! Lerne dein Kind kennen und erkenne welche Bedürfnisse hinter welchem Verhalten stecken.
Trau ihm Dinge zu. Erkenne seine Fähigkeiten an, hilf ihm (falls notwendig) neue Lösungen zu lernen. Aber nimm die Lösungsfindung nicht ab.
Merke den Zeitpunkt, wenn dein Kind lernen kann, zu warten.
Dein Kind geht nicht in aller Hinsicht vor. Deine Bedürfnisse sind ebenso wichtig, wie die deines Kindes.
Auch ein bedürfnisorientiert erzogenes Kind
wird wütend, ist frustriert und ärgert sich. Vermeide diese Gefühle nicht. Sie sagen nichts über deine Qualitäten als Elternteil aus. Aber begleite diese Gefühle und nimm sie an. Dein Kind darf dich doof finden, wenn es etwas anderes will als du selbst.
Auch ein bedürfnisorientiert erzogenes Kind
wird wütend, ist frustriert und ärgert sich. Vermeide diese Gefühle nicht. Sie sagen nichts über deine Qualitäten als Elternteil aus. Aber begleite diese Gefühle und nimm sie an. Dein Kind darf dich doof finden, wenn es etwas anderes will als du selbst.
Ein Bedürfnis ist nicht das gleiche wie ein Wunsch.
Du musst deinem Kind in bedürfnisorientierte Erziehung nicht alles erlauben. Ganz im Gegenteil. Die Forschung zeigt, dass die sogenannte permissive Erziehung ebenso große Nachteile hat, wie die autoritäre Erziehung.