Was ist das Burn On Syndrom?

Definition, Symptome und was tun bei Burn On?

Burn Out kennt gefühlt jeder. Doch was ist Burn On? Das Burn On Syndrom entsteht, wenn man anhaltend kurz vor dem Burn Out steht. Burn On Definition und Symptome beinhalten eine andauernde Überlastung ohne Phasen der Entlastung. Die Betroffenen geben jedoch immer weiter Gas. Burn On – was tun? Lies weiter.

In diesem Artikel erfährst du:

Burn On spielt insbesondere auch im Zusammenhang mit Erschöpfung bei Müttern eine große Rolle.

Burn On ist eine Deutsche Erfindung, auch wenn der Name das gar nicht vermuten lässt. Der Chefarzt Prof. Dr. med Bert te Wildt und sein leitender Arzt Dipl. Psych. Timo Schiele der Klink für Psychosomatik im Kloster Dießen haben Burn On ins Leben gerufen. Sie schrieben das Buch: “Burn On: Immer kurz vorm Burn Out.” 

Viele der hier geschilderten Inhalte stammen aus eben diesem Buch. Denn das Burn On Syndrom ist noch sehr jung, erst seit 2021 gibt es den Begriff. Deswegen gibt es noch keinerlei Studien oder anderweitige objektive Quellen. Te Wildt und Schiele nennen es eine:

Viele Menschen kamen zu den beiden Ärzten, um ihren vermeintlichen Burn Out behandeln zu lassen. Jedoch passten ihre Schilderungen nicht wirklich zum Burn Out. So entstand das Burn On Syndrom.

Beim Burn Out ist ein Mensch ausgebrannt. Die Ressourcen sind verbraucht, Dauermüdigkeit und Erschöpfung verursachen Antriebslosigkeit. Der Betroffene kann sich nicht aufraffen etwas zu tun. Die Leistung wird schlechter und eine Null-Bock-auf-Arbeit-Stimmung ist allgegenwärtig. Der schwerwiegende “Vorteil” eines Burnouts ist dadurch, dass Betroffene nicht anders können als etwas zu verändern, um wieder auf die Beine zu kommen.

Beim Burn On Syndrom ist das anders. Betroffene “funktionieren” noch. Sie identifizieren sich mit ihrer Arbeit. Deswegen schildern de Wildt und Schiele, dass es ihnen schwerfällt etwas zu verändern oder die Notwendigkeit der Veränderung zu erkennen. Das ist jedoch notwendig, um Verbesserung bewirken zu können.

Te Wildt ist übrigens spezialisiert auf Verhaltenssüchte und Internetabhängigkeit. Das finde ich persönlich in diesem Zusammenhang besonders spannend. Sucht.

Es besteht außerdem ein starker Zusammenhang mit Ängsten und Sorgen: aus der Sorge heraus, die Anerkennung am Arbeitsplatz zu verlieren, sich mit Überlastung zu outen oder aus finanziellen Sorgen, gehen Menschen mit Burn On immer weiter zur Arbeit, obwohl sie eigentlich schon krank seien. Denn es gehört zur gesellschaftlichen Norm, gestresst zu sein. Erfolg wird gleichgesetzt mit viel Arbeit, dem Gefühl unverzichtbar zu sein.

Auf Grund der zunehmenden Aufgaben, kommen jedoch genau die Dinge zu kurz, die eigentlich für Erholung sorgen würden. Sie werden wegpriorisiert. Dadurch kommt es zu einer fortgeführten Erschöpfung.

Seit Jahren mehren sich Krankschreibungen auf Grund psychischer Leiden. Auch wenn Burn On und Burn Out durch die Weltgesundheitsorganisation (noch?) nicht als offizielle Krankheiten anerkannt wurden, tragen sie zu den anerkannten psychischen Krankheiten bei. Die KKH (kaufmännische Krankenkasse) wertet jährlich Krankschreibungen aus:

Dabei stellt man sich zwangsläufig die Frage, warum das so ist? Und ob es eine Modeerscheinung sei? Früher gab’s das ja immerhin auch nicht…

Te Wildt und Schiele erklären es folgendermaßen: früher waren die meisten Berufe körperlicher Natur und es gab mehr körperliche Krankschreibungen.  Auf seiner persönlichen Webseite schreibt Te Wildt:

„…noch mehr gearbeitet und gleistet wird… oftmals weit über die persönlichen Belastungsgrenzen hinaus. Längst verschmilzt das Arbeitsleben mit der Freizeit. Das Privatleben wird derart straff organisiert, als sei es ein Job für sich.“

Te Wildt und Schiele erleben dadurch in der Klinik für Psychosomatik, dass Menschen sich im Gespräch immer mehr, auch sprachlich, mit Maschinen vergleichen. Nicht zuletzt, weil die künstliche Intelligenz relevanter wird, aber auch ohne konkreten Bezug zu AI (Artificial Intelligence) äußern ihre Patienten Aussagen, wie „Reparieren Sie mich, ich muss funktionieren.“ In dem Anspruch der Reparatur und des Funktionierens ziehen sie den Vergleich zu Maschinen.

Dadurch entfernen sich Menschen mit Burn On Syndrom immer weiter von ihren Emotionen und Bedürfnissen, die jedoch sehr wichtig für eine gesunde Balance sind.

Nach Professor Klaus Grawe ist eines von 5 menschlichen Grundbedürfnissen nicht nur für Leistungen anerkannt zu werden, sondern insbesondere auch für die eigene Persönlichkeit gemocht und geliebt zu werden. Fehlt womöglich eben dieses Gefühl?

Beim Burn On, wie bei fast allen Belastungssituationen gibt es ein Zusammenspiel aus Prägungen aus der Kindheit und der Gesellschaft und persönlichen Faktoren. Te Wildt und Schiele sprechen darüber, dass bereits Kindern ab Kindergarten und Schule vermittelt wird: „Wenn ich erfolgreich sein will, dann muss ich in Konkurrenz treten, besser sein als andere, mehr leisten“. Das bedingt ein Gefühl nie genug erreichen zu können und nie nachlassen zu dürfen.
Ich selbst habe erst kürzlich Artikel zum Imposter Syndrome geschrieben, welches im Zusammenhang mit Burn On stehen kann.

Beim Imposter Syndrome geht es darum, dass Menschen sich eigene Erfolge und Leistungen nicht anerkennen können. Sie haben dabei stets das Gefühl Hochstapler zu sein und könnten dadurch von anderen entlarvt werden. Das treibt sie immer weiter an oder sorgt für Rückzug.

Beim Imposter Syndrome und Burn On, spielen Vergleiche mit anderen Menschen und die eigene Definition einer Idealvorstellung eine wichtige Rolle. Das ist relevant, wenn es um die Frage geht „Burn on – was tun?“. Bevor wir zu den Lösungen kommen, möchte ich dir gerne noch typische Burn On Symptome zeigen:

Übrigens trifft das Burn On Syndrom insbesondere auf Menschen zu, von denen du das überhaupt nicht erwarten würdest. Menschen, die sich von außen betrachtet komplett im Griff haben, perfekt organisiert sind. Absolute Vorbilder. Im Grunde genommen sind sie auch Vorbilder, erfolgreich, super strukturiert, aber sie empfinden sich selbst eben nicht als genug. Hier auch nochmal der deutliche Zusammenhang mit dem Imposter Syndrome.

Viele Menschen mit Burn On Syndrom vereint das Gefühl etwas zu tun, weil sie es tun müssen. Häufig haben sie eine Berufswahl getroffen, bei der sie nach kurzer Zeit wussten, das ist eigentlich nicht das richtige für mich und „ziehen es durch“. Denn die Angst vor Veränderung, einem möglichen Rückschritt oder dem Eingeständnis eine „falsche“ Entscheidung getroffen zu haben, engt sie ein.

Ich habe 7 Jahre lang als Prokuristin in der Unternehmensberatung bei KPMG gearbeitet und war zuvor mit 28 bereits Managerin in der Automobilindustrie. Ich kenne das Gefühl, immer weiter machen zu wollen und auch irgendwie zu müssen, dadurch sehr gut. Persönlich habe ich jetzt als Unternehmerin und mit 2 Kindern nicht unbedingt mehr Pausen, aber der Sinn meiner Tätigkeit macht für mich einen erheblichen Unterschied.

Durch mein Unternehmen Coachiba, mache ich seit 2022 berufliche Beobachtungen zum Burn On:

Ich begleite besondere „Herausforderungen“ für Business und Karriere: Elternsein und Beruf erfolgreich kombinieren und auch besondere Ausgangslagen wie ADHS und Hochbegabung.

Bei Kind und Karriere Beratungen ist der Zusammenhang mit Burn On offensichtlich. Doch insbesondere auf ADHS möchte ich in diesem Kontext hinweisen. Denn ADHS bei Erwachsenen zeigt sich völlig anders als bei Kindern. Es ist eine innerliche Unruhe, ohne hier zu weit ins Detail zu gehen.
Viele Erwachsene mit ADHS brauchen Termindruck, Abwechslung und pushen sich damit zu Höchstleistungen. Ich erlebe Führungskräfte auf oberster Ebene mit ADHS. Beim sogenannten Hyperfokus sind sie nicht mehr in der Lage abzuschalten und es zeigen sich dadurch viele Parallelen zu Burn On. Wenn dich mehr zu Thema ADHS bei Erwachsenen interessiert, lies gerne hier weiter. Und natürlich auch zu Hochbegabung findest du mehr im Blog.

Wenn du dich im Burn On Modus befindest, ist es das Wichtigste zu erkennen, dass du immer eine Wahl hast!

Ich weiß, dass es sehr schwierig ist, umfangreiche Veränderungen alleine zu planen und erfolgreich umzusetzen. Deswegen begleite ich Menschen dabei.

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