Wutausbrüche bei Kindern
Über die verzweifelte Mama auf dem Spielplatz – eine Mama wie du und ich.
Wutausbrüche bei Kindern kennen viele Eltern. Vor allem bei gefühlsstarken Kindern, High Need Kindern und oder auch Kindern mit ADHS. Hier findest du ein Beispiel zum Umgang mit Wutausausbrüchen bei Kindern. Denn du möchtest wissen, wie du Wutausbrüche bei Kindern unter Kontrolle bringen kannst oder einen besseren Umgang mit “aggressiven” Kindern erlernen.
Beispiel: “Wutausbrüche unter Kontrolle bringen”
Die sympathische Mama, von der ich nur die Namen ihrer beiden Kinder kenne, saß weinend im Sandkasten des Spielplatzes. Ihr großes Kind schrie und wütete, schlug nach ihr und dem Geschwisterchen und das kleine Kind klammerte sich an sie und weinte. Denn beide wollten jeweils allein mit der Mama auf die Schaukel.
Die Mama sagte dann in Tränen:
„Ich habe meine Kinder einfach nicht unter Kontrolle. Wutausbrüche unter Kontrolle bringen kann ich nicht. Es ist gerade ständig so. Der Große kreischt und wütet, die Kleine weint ganz aufgelöst.“
Ich hätte sie am liebsten in den Arm genommen. Es kann zermürbend sein, wenn du als Mama gefühlt gar nichts richtig machen kannst, deine Arme einfach nicht ausreichen und dein Kind oder deine Kinder trotz aller Bemühungen, ihren eigenen Kopf haben.
Die Mama und ich kamen ins Gespräch. Sie erzählte, dass sie sich zum Umgang mit “aggressiven Kindern” habe schulen lassen – im Kindergarten und einer städtischen Elternberatung, jedoch ohne Erfolg.
Was im Umgang mit “aggressiven” Kindern oder bei Wutausbrüchen NICHT hilft!
Dieser Mama wurde geraten, dass ihr gerade mal 4-jähriger Sohn abends anhand einer Tabelle selbst beurteilt ob es ein grüner “guter” Tag war oder ein roter = schlechter Tag. Ein grüner Tag wird belohnt, ein roter Tag bestraft. Wenn er nicht entscheidet, entscheidet sie.
Das ist auf so vielen Ebenen falsch. Das kann ich gar nicht genug betonen. Und ein Ergebnis der autoritären Erziehung welche leider noch heute auch von PadagogInnen und BeraterInnen verwendet wird. Lies bitte trotzdem weiter, auch wenn du selbst anders vorgehst.
Das Kind wird mit diesem Vorgehen jeden Abend genötigt, zu bewerten, ob es ein gutes oder schlechtes Kind ist. Oder seine Mutter trifft für den Tag die Entscheidung. Was macht das mit dem Selbstwert?
Außerdem liegt es doch in der Natur von Kindern noch lernen zu müssen. Sie sind schließlich Kinder.
Wir leben in diesem Moment vor: du tust etwas falsches, deswegen verdienst du Strafe.
Nicht verwunderlich, wenn eben dieses Kind in einem anderen Moment ein anderes Kind straft, weil es etwas falsches tut. Mit dem Unterschied, dass sein Verhalten ihm den Titel “aggressives Kind” einbringt.
Die Mama vom Spielplatz erzählte auch, dass dieses Vorgehen null Besserung brachte. Aber dass sie eben trotzdem daran festhielt, weil ihr ja dazu geraten wurde, von Menschen, die sich damit auskennen. Ihre Verzweiflung in der Situation war absolut zu sehen und zu spüren. Denn sie will ja das beste für ihre Kinder.
Und deswegen ist es mir unter anderem so wichtig kostenfrei im Blog und in Social Media dazu aufzuklären, dass möglichst viele Eltern schlechte Tipps auch von “Experten”, erkennen lernen.
Was heißt das für dich?
Schlussendlich sind die Folgen dieses Beispiels gar nicht so viel anders, als Eltern, die ihr Kind für ihr Verhalten strafen oder Drohungen verwenden. Es ist mittlerweile anerkannt, dass dies emotionale Gewalt ist. Auch wenn dich der Begriff vielleicht erschreckt. Erziehung mit emotionaler Gewalt hat zudem die selben Folgen, wie körperliche Strafen. Das ist in Studien zweifelsfrei nachgewiesen. Dazu erfährst du mehr in meinem Artikel über die Folgen von psychischer und physischer Gewalt in der Erziehung.
Wobei ich betonen möchte, dass eine Strafe etwas anderes ist, als eine Konsequenz. Eine Konsequenz kann notwendig sein. Eine Konsequenz ist, wenn im Umgang mit Wutausbrüchen bei Kindern, dem Kind ein Stock weggenommen wird, mit dem es möglicherweise auf ein anderes Kind losgeht. Denn im Umgang mit “aggressiven” Kindern, geht es auch immer darum, das Kind selbst und andere zu schützen.
Eine Strafe wäre es, dem Kind daher Fernsehen zu verbieten oder am Abend keine Geschichte mehr vorzulesen. Eine Konsequenz macht jedoch immer nur Sinn, wenn sie in direktem Zusammenhang mit der Handlung des Kindes steht. Und auch zeitlich direkt darauf folgt. Also nicht erst später.
Viele Mamas kennen Wutausbrüche bei Kindern …
Die Situation auf dem Spielplatz lässt sich x-beliebig austauschen. Was auch immer bei dir oder deinen Kindern zu Spannungen, Frust, Wut, Eifersucht, Verzweiflung, Scham, Unsicherheiten, Schuldgefühlen oder sonstigen Gefühlen führt. Kann zumindest potentiell in einem Wutausbruch enden oder auch zu anderen “unerwünschten” Verhaltensweisen des Kindes führen.
Stellst du dir jetzt eventuell die Frage: Was hätte die Mama in der Situation auf dem Spielplatz tun können, um ihre “Kinder unter Kontrolle zu haben”? So wie sie es ausdrückte.
Gäbe es darauf eine einfache und immer richtige Antwort, hätte sie die Lösung sicher bereits selbst gefunden. Aber schauen wir uns zuerst einmal an, welcher Wunsch hinter dieser Frage steckt.
Dein Kind unter Kontrolle haben wollen
Was genau möchtest du denn durch die Kontrolle bewirken? Häufig sind zwei Wünsche beteiligt, auf die ich jeweils eingehen werde.
1. Möchtest du deinem Kind negative Emotionen ersparen und leidest mit deinem Kind, wenn es starke Gefühle hat oder fühlst dich schuldig?
2. Oder möchtest du dein Kind unter Kontrolle haben, weil bei dir durch sein Verhalten Ängste entstehen? Was das Verhalten selbst bedeuten könnte oder aber wie es auf andere Menschen wirkt?
Beides schauen wir uns nun ganz genau an.
Denn deine Kinder erleben Wut, Frust, Schmerz, Trauer und weitere Gefühle und brauchen einen sicheren Hafen, der sie hält und begleitet. Das heißt in der Situation, wo deine Kinder traurig sind, wüten oder weinen, weil sie mit dir alleine auf die Schaukel wollen, dass du sie verstehst:
Ja, sie möchten das jetzt und nein, das funktioniert leider nicht. Das ist blöd und das DARF blöd sein! Denn deine Haltung ist damit pro Kind und pro Emotionen. Du bist deinem Kind emotional zugewandt. Du musst so deutlich weniger Wutanfälle unter Kontrolle bringen, weil sie dadurch häufiger gar nicht mehr entstehen.
3 Dinge sind dabei wichtig:
bedeutet, dein Kind begleiten können! Und dafür ist sehr wichtig, wie dein Umgang mit Wutausbrüchen aussieht und welche Haltung du deinem Kind gegenüber einnimmst.
Das hört sich so viel leichter an, als es ist. Denn ein schreiendes, frustriertes Kind und erst Recht ein ausgewachsener Wutanfall bedeutet Stress. Das signalisiert deinem Körper, dass du dich in einer Gefahrensituation befindest.
Es ist natürlich völliger Quatsch, dass diese Situation und dein Kind für dich gefährlich sind, dennoch kann diese körperliche Reaktion jedes empathische Handeln und Reagieren deinerseits ausschließen.
Kinder dürfen Emotionen erstmal kennenlernen. Denn Kinder werden von ihren Gefühlen regelrecht überrollt. Deswegen können Wutausbrüche bei Kindern auch so heftig werden.
Daher ist es ein wichtiger Baustein im Umgang mit starken Emotionen von Kindern und eben auch Wutausbrüchen, ihre Gefühle zu benennen und ihnen den Umgang mit ihren Gefühlen näher zu bringen.
Das bedeutet in der akuten Situation vor Ort, dem Gefühl einen Namen geben. “Ich sehe, dass du wütend / traurig bist. Gibt es etwas, das dir gut tun würde?”. In der schwierigen Situation antworten viele Kinder (noch) nicht.
Es ist schwer auszuhalten, dass Kinder in dem Moment häufig weder Nähe haben wollen, noch sprechen möchten. Sie möchten manchmal einfach ihre Wut herausbrüllen. Es wird vorbei gehen. Vor allem, wenn du dabei zugewandt, offen, liebevoll und verständnisvoll bist.
Du kannst in eurem gemeinsamen Alltag aktiv etwas unternehmen, das deinem Kind helfen wird mit seinen Emotionen umzugehen.
Aufbau der Resilienz und Frustrationstoleranz wird häufig falsch verstanden.
Kinder lernen den Umgang mit Emotionen durch Begleitung und Vorleben.
Ein Kind lernt keine Frustrationstoleranz dadurch, dass es Frust ausgesetzt wird! Sondern dadurch, dass es begleitet lernt, damit umzugehen. Immer und immer wieder.
Daraus entsteht beispielsweise Durchhaltevermögen, was eine der wichtigsten Komponenten für das Erreichen persönlicher Ziele ist.
Es ist gut zu wissen, dass emotionale Ausbrüche zur kindlichen Entwicklung dazugehören und in verschiedenen Altersklassen immer wieder mal gehäuft vorkommen. Abhängig vom Charakter des Kindes und dem bisherigen Umgang mit den Wutausbrüchen, durchaus auch sehr häufig!
Üblicherweise signalisieren gerade Phasen, wo “anstrengendes” und emotionales Verhalten häufiger werden, Lernfenster seitens des Kindes. Diese sind also besonders wichtig für die kindliche Entwicklung und du kannst sie aktiv mitgestalten, anstelle von passivem aushalten. Du kannst im Artikel zum Umgang mit verschiedenen Phasen noch mehr dazu lesen.
Du fragst dich warum dein Kind denn bloß Wutanfälle hat?
Ein Vergleich mit anderen Kindern hilft dir leider auch wenig, denn ob überhaupt und wie lange ein Kind wütet, hängt von wirklich vielen Faktoren ab.
Wichtig ist, dass dein Kind das nicht tut, um dich zu ärgern, sondern wortwörtlich von seinen Emotionen überrannt wird und selbst (noch) nicht in der Lage ist, sich zu helfen. Deswegen braucht es dich und deine Hilfe!
Schimpfen, drohen, strafen à la “wenn du dich SO benimmst, gehen wir jetzt aber sofort nach Hause!” bewirkt sogar, dass sich das Verhalten verschlimmert. Das zeigen sogar Studien rundum ADHS.
Ich berate relativ häufig Eltern von ADHS Kindern, Highneed Kindern und hochbegabten Kindern, die zum Teil über besonders heftige Wutausbrüche berichten.
Fazit:
Es ist nicht Aufgabe dein Kind unter Kontrolle zu haben sondern zu begleiten!
Jeder von uns ist mal diese Mama auf dem Spielplatz. Du hast nun einige Impulse bekommen, was dein Verhalten bei Wutanfällen deiner Kinder bewirkt und dass diese wichtig für die Entwicklung deines Kindes sind.
Hier im Blog teile ich allgemeine Tipps und Empfehlungen, mit denen man nie falsch liegt. Jedoch sind alle Kinder und Familien individuell. Deswegen können in der jeweils gleichen Situation zwei komplett unterschiedliche Lösungen, die jeweils richtigen für das jeweilige Kind sein. Individuell stimmige Lösungen erarbeite ich gemeinsam mit Eltern in meinen Elterncoachings.
Wenn dich interessiert, was meine Arbeit bewirkt, schau dir doch gerne die Erfolgsgeschichte von Eltern mit einem Kind mit starken Wutausbrüchen an.
Und weil viele Eltern gerne ohne feste Termine lernen möchten, habe ich gemeinsam mit vielen meiner KundInnen ein online Video Training entwickelt. Darin lernst du alles um dein Kind individuell begleiten zu können mit vielen Beispielen und einer einfach Schritt-für-Schritt Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene.
Ich freue mich auf dich.
Tipps
Was du wissen solltest und was du tun kannst
Es steckt etwas dahinter. Ein unbefriedigtes Bedürfnis oder ein Lernfenster beispielsweise.
Wutausbrüche unter Kontrolle bringen kannst du daher nur, wenn du lernst zu erkennen, was dein Kind braucht. Und auch was du in der Situation brauchst.
Dein Kind wird tatsächlich von seinen Emotionen überrollt. Es kann sich dann eben NICHT alleine regulieren. Drohen, Strafen oder Schimpfen bringen nichts, außer negativen Folgen.
Du brauchst deinem Kind negative Emotionen nicht ersparen!
Wünsche sind jedoch nicht dasselbe wie Bedürfnisse. Das zugrundeliegende Bedürfnis des Kindes (und deine eigenen!) kannst du lernen zu erkennen und zu erfüllen. Wünsche müssen nicht erfüllt werden.
Durch deinen Umgang mit dem Wutanfall geht ihr in Beziehungsaufbau, dein Kind lernt seine Emotionen kennen und lernt Frustrationstoleranz. Das kannst du unterstützen, indem du deine Emotionen laut aussprichst und dem Umgang damit vorlebst.
An dem Wunsch, dein Kind unter Kontrolle zu haben, wirst du scheitern.
Oder ihn mit Mitteln umsetzen müssen, die einer guten Beziehung im Weg stehen. Druck erzeugt Gegendruck.
Überdenke also woher der Wunsch kommt, dein Kind zu kontrollieren und ob du wirklich ein „gehorsames“ Kind möchtest …
Das Verhalten deines Kindes kann bei dir Trigger und Verhaltensmuster auslösen.
Du schaltest durch den ausgeslösten Stress in die 3 F’s und bist auf Autopilot! Wenn du, obwohl du es möchtest, deinem Kind häufig nicht liebevoll ruhig und zugewandt bleiben kannst, lohnt es sich hier genau hinzuschauen.
Denn daran ist nicht das Verhalten deines Kindes Schuld, sondern dein Verhaltensmuster, beziehungsweise, das was ihm zugrunde liegt!
Von Marina Bernardo
Gründerin von Coachiba, Unternehmerin und zweifache Mama.
Alle Coachiba Blogbeiträge sind selbst verfasst und umfangreich recherchiert – ergänzt mit Tipps aus meiner Tätigkeit als Beraterin und Coach. Da im Netzt immer mehr Inhalte reiner KI-Tool Produkte auftauchen, ist es mir wichtig das bewusst zu machen.
Viel Spaß beim Lesen!