High Need Kinder!
Gibt es ein High Need Kind überhaupt?
Du stellst dir sicher die Frage, was aus deinem High Need Baby wird. Oder du fragst dich ob es High Need Kleinkinder gibt und woran du sie erkennst, werden es “schwierige” Kinder? Ich zeige dir auch High Need Kind Symptome für die späteren Jahre. Auch falls du Tipps zum Umgang mit “schwierigen” Kindern suchst, findest du hier einige Gedankenanstöße.
High Need ist eine Verhaltensbeschreibung und keine medizinische Diagnose. Das heisst es gibt keine wissenschaftliche Forschung genau dazu, wie du sie sonst aus meinem Blog kennst.
Es ist aber erstmal nicht wichtig, ob es DAS High Need Kind wirklich und in genau dieser Form gibt. Denn die dazugehörigen Herausforderungen gibt es und die kennen viele Eltern.
Bei einem High Need Kind sind nach Dr. Sears, dem “Erfinder”, alle 12 Anzeichen vorhanden. Es geht daher auch um die wichtige Anerkennung, dass es Eltern gibt, die besonders intensiv gefordert werden. Manche Eltern nennen sie daher auch “schwierige” Kinder. Die Ansätze zum Umgang mit “schwierigen” Kindern sind hier daher nicht wertend gemeint.
Verschwinden die High Need Kind Symptome?
Die gängige Wortkombination „High Need Baby“ lässt vermuten, es dürfte keine High Need Kleinkinder geben… Doch gerade in diesem Alter gibt es viele wichtige Entwicklungsschritte mit denen gerade High Need Kleinkinder überfordert sind und sie dadurch noch mehr Nähe und Sicherheit bei den Eltern suchen und brauchen.
Bei einigen Babys verwächst sich das High Need, wenn die Ursache eine temporäre war. Ein Beispiel dazu: High Need Kleinkinder können ein stark ausgeprägtes Bedürfnis nach Autonomie haben. Sobald dein Kind mehr Dinge selbst kann, könnte es dadurch bereits zufriedener werden.
Das trifft aber nicht auf alle zu
Denn auch autonome Kinder fordern häufig weiterhin sehr umfangreiche Selbstbestimmung ein, was für viele Eltern schwer zu begleiten ist.
Die Annahme ist, dass High Need Kinder dieselben Bedürfnisse haben, wie andere Kinder, sie diese jedoch intensiver wahrnehmen und einfordern.
Wenn High Need Kinder ihre Bedürfnisse demnach intensiver wahrnehmen, bleibt dieses fordernde Wesen bestehen. Und das bedeutet für viele Eltern eine emotionale anstrengende Zeit. In der Babyzeit waren es eher noch körperliche Anstrengungen, die belastend waren.
Viele High Need Kleinkinder werden dadurch zu willensstarken Kindern, das ist eine immense Stärke wenn man sie als solche anerkennen lernt. Es wird jedoch häufig anders interpretiert und auch in meinem Eltern Coaching eher der Umgang mit “schwierigen” Kindern angefragt.
Wie sich die High Need Kind Symptome weiterentwickeln hängt also mit der Ursache zusammen und die können auch innerhalb der High Need Verhaltensweisen unterschiedlich sein.
Welche Charaktereigenschaften hat ein High Need Kind?
Die 12 Charakteristika zum Erkennen von High Need Kindern stelle ich dir jetzt vor.
Es gibt übrigens bei den High Need Symptomen in der zweiten Hälfte eine auffallend große Schnittmenge möglicher Anzeichen für Hochbegabung. Deswegen möchtest du vielleicht auch meine Artikelreihe zu hochbegabten Kindern lesen.
Little need for sleep – geringer Schlafbedarf
High Need Kinder weigern sich laut Sears regelrecht zu schlafen. Auch mit intensiver Einschlafbegleitung und Berücksichtigung aller Faktoren – lange genug dabei bleiben, leise sein, einhalten von Einschlafritualen – kann es schwierig werden, das High Need Kind zum Einschlafen und „allein“ Weiterschlafen zu bringen.
Interessanterweise habe ich tendenziell häufiger mit High Need Kindern mit einem hohen Schlafbedarf zu tun. Diese Kinder sind jedoch komplex, was das Ein- und Durchschlafen betrifft und in ihrem Schlafrhythmus sehr schnell durcheinander zu bringen. Anderes Wetter und schon kann der ewig entfallene Mittagsschlaf wieder da sein oder genau andersherum.
Auch können typische Rituale eher hinderlich sein. Viele High Need Kinder drehen beispielsweise beim Baden noch mal so richtig auf. Singen zum Einschlafen scheint für das High Need Kind zu bedeuten, dass jetzt die Party losgeht?! Routinen, die schon lange bestehen und gut funktionieren, müssen immer wieder neu entworfen werden.
High need for mum – braucht seine primäre(n) Bezugsperson(en)
Dadurch entstehen zuhause und außerhalb häufig Trennungsängste. Oder auch große Rivalität unter Geschwistern. Denk dran, ein Krippen- oder Kindergartenkind erlebt in dieser Zeit ohnehin schon sehr viele Entwicklungsschritte, die seinen Bedarf nach Sicherheit erhöhen.
Viele High Need Kinder tun sich mit der Krippen- und Kindergarteneingewöhnung aber auch möglicherweise beim Schulstart schwer. Jede Veränderung bedeutet erstmal die Notwendigkeit einer neuen Sicherheit für dein Kind.
High sucking need – hohes Nuckelbedürfnis
Darunter fällt beispielsweise ein lange bestehendes Stillverhältnis. Oder das Kind nuckelt beispielsweise an einem Schnuller, einer Flasche oder am Daumen. Bei älteren Kindern kann das Nuckeln in Nägelkauen oder Lutschen an Kleidung übergehen.
High Need Kind Symptome Saugbedürfnis
Interessant ist, dass Sears in seinem Buch dazu rät, das Nuckeln dennoch als Bedürfnisbefriedigung zuzulassen. Nicht jedoch als Ersatz, um beispielsweise ein abwesendes Elternteil zu kompensieren oder davon abzulenken.
Hyper-responsive to stimuli – Extremreaktionen auf Reize
High Need Kinder reagieren extrem auf äußere Reize. Das ist eine relativ große Parallele zu den Symptomen von Kindern mit ADHS. Die Reaktion auf Reize ist ein Mitgrund für die Schlafprobleme. Viele der Kinder reagieren stark auf Geräusche, Licht, Musik oder einen außergewöhnlichen Tagesablauf.
Im Buch „The Fussy Baby Book“ wird das Beispiel genannt, dass ein kinderloses Paar zu Besuch ist und der zu dem Zeitpunkt 2-Jährige so außer sich vor Freude ist, dass er auf den Besuch einschlägt. Das kann auch eine Form der missglückten Kontaktaufnahme sein, gerade bei einem erst 2-Jährigen, der aufgeregt ist. Deswegen ist der Umgang mit “schwierigen” Kindern auch so wichtig, denn eine böse Absicht steckt meist gar nicht hinter dem Verhalten.
Hyper when hungry – hyperaktiv bei Hunger
Vor allem wenn das Kind (oder auch der Erwachsene) vorher etwas Zuckerhaltiges gegessen hat, kann der Blutzuckerspiegel in der Folge schnell sinken und sogar Schwindel auslösen. Es gibt Kinder, die sehr intensiv auf Hunger reagieren und die berüchtigte Diva aus der ehemaligen Snickers-Werbung werden.
Im Umgang mit “schwierigen” Kindern sind es alltägliche Situationen, die wichtiger sind als du möglicherweise denkst. Durch Drohen, Strafen und Schimpfen werden High Need Kind Symptome verstärkt.
Highly creative – kreativ, auch im Finden von Unerwünschtem
Es wäre einfach mal schön, wenn dein Kind auch täte, was man ihm sagt. Hier gibt es eine große Parallele zu hochbegabten Kindern, wobei mir keine nachgewiesene Korrelation bekannt ist.
High Need Kinder möchten wie hochbegabte Kinder verstehen, warum etwas so ist, wie es ist. Denn ihnen fallen gleich mehrere Alternativen dazu ein. Sie fallen dann dadurch auf, dass sie „Autoritäten“ wie LehrerInnen oder ErzieherInnen infrage stellen und Regeln nicht befolgen.
Resisting Authority – „Ansagen“ infrage stellen
Umso mehr du dein Kind mit Ansagen und Vorgaben adressierst und es daran erinnerst, umso vehementer widersetzt es sich. Das Bedürfnis nach Autonomie, der Wunsch, selbst entscheiden zu können zeigt sich. Perspektivisch ist dieser Charakterzug ein Geschenk. Regeln und Ansagen zu hinterfragen, Inhalte verstehen zu wollen und nicht einfach auszuführen.
Im Umgang mit “schwierigen” Kindern und dieser Verhaltensweise ist es unglaublich hilfreich dein Kind einzubinden. Es wird dich erstaunen, wie früh Kinder Lösungen für Herausforderungen erarbeiten können, wenn man sie lässt. Das ist auch als Partizipation bekannt. Sie ist übrigens in den internationalen Kinderrechten verankert.
Stubborn – stur
Ja, dein Kind ist willensstark. Und zwar so richtig. Viele Erwachsene können sich ein Beispiel an Kindern nehmen, wie vehement sie für ihre Wünsche und Forderungen einstehen. Denn vielen von uns wurde das „abtrainiert“. Und zwar so sehr, dass wir unsere Wünsche und Bedürfnisse häufig schon gar nicht mehr kennen.
In einem gesunden Rahmen sollten Kinder erlernen, warten zu können. Und dennoch aufmerksam ihre Bedürfnisse und Wünsche im Blick zu behalten.
Negative (Sichtweise)
Das geht nicht, und das will ich nicht, und auf die dritte Option habe ich keine Lust! So oder so ähnlich könnte dein High Need Kind sich ausdrücken. Dein Kind möchte gern entscheiden, und wenn es das nicht kann, wird es versuchen, dich zu überzeugen.
Opinionated – meinungsstark
Dein High Need Kind hat zu allem eine Meinung und ist überzeugt, dass diese immer richtig ist. Es kann ein ziemlicher Balanceakt sein, dein Kind inhaltlich zu „korrigieren“, ohne dass es noch mehr auf seinen Standpunkt beharrt.
High Need Kind Symptome: Meinungsstark – Tipps für den Umgang!
Ich arbeite bei wichtigen Punkten gern mit Experimenten oder Beispielen aus der Vergangenheit, die nachgelesen oder nachgeschaut werden können. Wenn man einer Sache spielerisch auf die Spur kommen kann, erhöht es die Wahrscheinlichkeit, dass dein Kind sich einem anderen Gesichtspunkt öffnet.
High Need for Affirmation – Drang nach Bestätigung
Wenn ein Kind Bestätigung sucht, braucht es Sicherheit. Die Sicherheit kann sich auf verschiedene Bedürfnisse beziehen: angenommen zu werden, zugehörig zu sein, geliebt zu werden oder aber auch, dass die Fähigkeiten des Kindes anerkannt werden und du den benötigten Freiraum gibst.
Die anderen Verhaltensweisen von High Need Kindern machen die Tendenz, sie als selbstbewusste, “schwierige” Kinder einzuordnen. Jetzt ist aber GENAU DIESES Kind auch sensibel und braucht Bestärkung.
„It’s not my fault“ – „Ich kann nichts dafür!“
Ich war das nicht! Sie haben hervorragende Ausreden. Für Kinder ist es jedoch auch wichtig, Verantwortung zu erlernen. Das geht jedoch nur, wenn sie ihre Verantwortung auch anerkennen können.
In den Beispielen, die Sears schildert, dreht sich die Diskussion darum, dem Kind irgendwie erst mal zu beweisen, dass es der Schuldige ist oder war. Deswegen rate ich dir von seinem Tipp zum Umgang mit “schwierigen” Kindern in dieser Situation auf alle Fälle ab.
Ein Kind, das einen Fehler wieder gutmachen soll und dies als Strafe auffasst, wird sicher einiges auf sich nehmen, um sicher nicht schuld zu sein.
Deine Erziehung kann die Symptome verschlimmern
Du bist aber nicht an den High Need Symptomen der Kinder schuld! Ausführlich habe ich die Ursachen in dem Artikel über High Need Babys beschrieben und dort auch Lösungsvorschläge vorgestellt, wie Eltern entlastet werden können. Das gilt immer noch für Eltern von älteren Kindern. Beides findest du im letzten Teil des Artikels.
Außenstehende bieten statt Hilfe jedoch üblicherweise nicht hilfreiche Ratschläge:
„Du musst konsequenter sein, mehr durchgreifen“
„Du bist selbst schuld, du bist ein Helikopter“
und verunsichern damit zusätzlich. Das ist das genaue Gegenteil dessen, was Eltern und Kinder brauchen.
Dazu gibt es eine Menge Studien: Beispielsweise, dass Drohen, Strafen und Schimpfen das Verhalten verschlimmern. Wenn Eltern sich jedoch nicht mehr anders zu helfen wissen und der Druck aus dem Umfeld groß ist oder die Herausforderungen mit den Kindern lange bestehen, ist es nachvollziehbar, dass du so handelst, auch wenn du es eigentlich gar nicht willst.
Was braucht dein Kind wirklich?
Studien für Kinder mit kleinen und großen Herausforderungen zeigen, dass Kinder 3 sogenannte Schutzfaktoren benötigen:
Einen Safe Space, in dem sie sie selbst sein dürfen und angenommen werden, wie sie sind. Wo sie aber auch Regeln und Grenzen erfahren. Und für sich Handlungsalternativen lernen.
Eltern spielen dabei eine sehr wichtige Rolle. Auch bei Teenagern, nicht nur bei kleineren Kindern.
Es geht darum, wie du in alltäglichen Situationen mit deinem Kind umgehst. Was du vorlebst. Welche Problemlösungskompetenzen du deinem Kind dadurch vermittelst.
Nein, denn 2 mal dieselbe Verhaltensweise kann unterschiedliche Hintergründe haben. Entweder unterschiedliche Bedürfnisse aber auch andere unsichtbare Faktoren, die das Verhalten beeinflussen. Zum Beispiel erlernte Verhaltensmuster. Deswegen muss eine gute Lösung auf die genaue Ursache aufbauen.
Die gute Nachricht ist, sehr viele Eltern denken sie seien nicht geduldig genug, aber das lässt sich lernen. Und das überrascht die meisten. Denn dafür gibt es einfache (!) Lösungen, die aber je nach Ausgangslage auch komplett unterschiedlich sind.
Ich zeige Eltern, wie Verhalten – von klein bis groß – entsteht und jeweils dazu passende Lösungen. Du willst ja keine Zeit verschwenden und für jede Situation Tipps suchen, sondern brauchst Lösungsansätze, die “mitwachsen”.
Dass das auch bei High Need Kindern super Ergebnisse bewirkt, kannst du in den Kundenstimmen nachlesen. Beispielsweise bei dem Kind mit starken Wutanfällen oder der Mama mit Zwillingen.
Du wünschst dir Hilfe?
Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass es spezialisierte Hilfe gibt oder du traust dich vielleicht auch nicht sie in Anspruch zu nehmen. Studien rundum qualitative Elterntrainings zeigen, dass diese aber wirksamer sind, je früher du die benötigten Kompetenzen erhälst.
Dafür habe ich zwei Lösungen für dich.
Wenn du dich persönlich begleiten lassen möchtest, meldest du dich einfach unverbindlich für ein kostenfreies Erstgespräch.
Und wenn du viele Inhalte aus meinen Beratungen mit Beispielen und einer Schritt-für-Schritt-Anleitung ganz ohne feste Termine kennenlernen willst, dann schau dir meine online Trainings an. Damit kannst du sogar sofort starten. Sie sind gerade mit einem professionellen Film-Team fertig aufgenommen und werden in Kürze hier auf meiner Website veröffentlicht.
Tipps und Übungen
Folgendes solltest du beim Umgang mit High Need Kindern und schwierigen Kindern beachten:
Lerne dein Kind und seine Bedürfnisse bestmöglich kennen.
“Schwierige” Kinder sind häufig Kinder, mit starken Bedürfnissen. Denn jedes “auffällige” Verhalten ist eine Botschaft.
Abends könnt ihr gemeinsam den Tag Revue passieren lassen und dann in eine Kombination aus Geschichte und Massage übergehen. Das entspannt: Dein Kind konzentriert sich beispielsweise auf geschriebene Buchstaben auf seinem Rücken und fährt dabei runter, tankt Nähe und bekommt Sicherheit, um sich auf die Nacht einzulassen.
Dein High Need Kind wirkt wie das Selbstbewusstsein in Person.
Dein Kind hat auch eine sehr bedürftige und nähesuchende Seite. Das widerspricht sich nicht.
Das ist auch im Umgang mit “schwierigen” Kindern wesentlich. Schwierig sein, wirkt wie ein Stempel, der andere Wesenszüge kaum zulässt!
High Need Kleinkinder
Neue Situationen, beispielsweise Krippeneingewöhnung neben der vielen stattfindenden Entwicklungsschritte im Kleinkindalter, sind gerade für High Need Kleinkinder besonders herausfordernd. Der starke Fokus auf die Mama und weitere primäre Bezugspersonen, wird noch deutlicher.
Denk daran, dass eine Krippeneingewöhnung für dein Kind ist, als ob dich jemand ohne Vorwarnung in China ausgesetzt hätte. Andere Sprache, andere Kultur, fremde Menschen und für dich erstmal eine große Orientierungslosigkeit. Gib deinem Kind die Zeit, die es braucht, um anzukommen und stehe ihm dabei zur Seite.
Dein High Need Kind reagiert extrem auf externe Stimulation.
Auch für dein Kind ist das sehr schwer zu ertragen und es kann sich nicht regulieren.
Tu dir den Gefallen und unterstützte dein Kind in derartigen Situationen, bspw. bei einer Einladung: plane es direkt als Fulltime-Job ein. Ja, so hast du dir die Gartenparty vielleicht nicht vorgestellt, aber für alle wird es leichter sein, wenn dein Kind Hilfe bei seiner Regulation bekommt, und es wird durch das Erfolgserlebnis lernen.
Von Marina Bernardo
Gründerin von Coachiba, Unternehmerin und zweifache Mama.
Alle Coachiba Blogbeiträge sind selbst verfasst und umfangreich recherchiert – ergänzt mit Tipps aus meiner Tätigkeit als Beraterin und Coach. Da im Netzt immer mehr Inhalte reiner KI-Tool Produkte auftauchen, ist es mir wichtig das bewusst zu machen.
Viel Spaß beim Lesen!
