Helikopter Eltern
Beispiele, Folgen, Denkanstöße
Helikopter Eltern – ein Begriff, der immer häufiger verwendet wird, wenn es um überfürsorgliche Erziehung geht. Doch was sind Helikopter Eltern genau, und wie äußert sich ihr Verhalten im Alltag? Besonders die Helikopter Mutter steht oft im Fokus, wenn es darum geht, Kinder vor jedem Fehler zu bewahren. Aber ist das wirklich hilfreich? Hier schauen wir uns spannende Helikopter Eltern Beispiele an, was hinter diesem Erziehungsstil steckt – und welche Folgen er haben kann.
Auf einen Blick:
Was sind Helikopter Eltern
Helikopter-Eltern sind überfürsorgliche Eltern, die ihr Kind nie aus den Augen lassen, ständig kontrollieren und in Entscheidungen eingreifen. In dem Bedürfnis ihr Kind zu behüten, sind sie stets in der Nähe und lösen die Situation für das Kind.
Sie wollen ihr Kind vor Fehlern oder Risiken schützen, was jedoch die Selbstständigkeit und sogar die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen kann.
Woher kommt der Begriff Helikopter Eltern?
Der Begriff “Helikopter-Eltern” stammt aus der Erziehungswissenschaft und wurde erstmals 1969 vom US-Psychologen Haim Ginott verwendet. Er beschreibt Eltern, die wie ein Hubschrauber omnipräsent über ihren Kindern „kreisen“ – sowohl in Gedanken als auch physisch.
Sind Helikopter Eltern so schlecht wie ihr Ruf?
Helikopter Eltern und vor allem Helikopter Mütter werden nicht nur von VertreterInnen der alten Schule verächtlich als verweichlicht bezeichnet, auch viele PädagogInnen geben besonders fürsorglichen Eltern immer noch das Gefühl, ihre Kinder viel zu sehr zu verwöhnen. Ihnen wird Perfektionismus vorgeworfen oder aber auch, dass sie den Mental Load rundum Kinder nicht “teilen wollen”.
Im Gegensatz zu den Rasenmäher-Eltern, die ihren Kindern jegliches Hindernis aus dem Weg räumen und ihnen dadurch die Chance nehmen, zu lernen, wie man mit Frustration und Rückschlägen umgeht, sind Helikopter-Eltern „nur“ besonders fürsorglich.
Während Rasenmäher-Eltern ihren Kindern also tatsächlich nichts Gutes tun, hilft der präsente, umsorgende Erziehungsstil der Helikopter-Eltern ihren Kindern dabei, sich gehört und verstanden zu fühlen. Und stärkt so ihr Urvertrauen. Weiter unten sehen wir uns an, was Helikopter-Eltern noch auslösen können.
Erziehung auf Augenhöhe ist kein Verwöhnen
Vielen bedürfnisorientiert erziehenden Eltern wird pauschal vorgeworfen, sie seien Helikopter Eltern. Das ist ein Totschlag Argument. Man muss genauer hinschauen, denn bedürfnisorientierte Erziehung ist – korrekt ausgeführt – kein Nachteil, sondern eine Chance für Kinder und Eltern.
Dennoch gilt jederzeit die wichtige und bewusste Unterscheidung: Wünsche sind nicht mit Bedürfnissen gleichzusetzen!
Jetzt aber zurück zu dem echten helikoptern…
Helikopter Eltern Folgen
Ein übertrieben beschützendes Verhalten einer Helikopter Mutter oder eines Helikopter Vaters kann negative Folgen auf die Kinder haben, wenn diesen die Chance genommen wird, selbstständiger zu werden und Neues zu lernen:
Sozialkompetenz leidet
Greifen die Eltern ständig oder frühzeitig in die Interaktionen ihrer Kinder mit anderen ein, kann ihre Sozialkompetenz darunter leiden. Auch fällt es ihnen später schwerer, Freundschaften aufzubauen oder zu erhalten. Wenn Kinder durch eingreifendes Verhalten beispielsweise nicht lernen, angemessen auf andere zuzugehen.
Probleme beim Finden von Lösungen
Denn die kreative Lösungsfindung und Eigeninitiative wird beeinträchtigt, wenn Helikopter Eltern verhindern, dass Kinder etwas selbst machen dürfen.
Nachteile in der Motorik
Motorische Fähigkeiten entwickeln sich langsamer, wenn Kindern immer bei allem geholfen wird – vom Anziehen übers Zähneputzen bis hin zum Essen oder das Abräumen des Tisches.
Keine Frustrationstoleranz
Es wird keine Frustrationstoleranz entwickelt, wenn wir unseren Kindern ausnahmslos alles recht machen. Außerdem lernen sie dadurch nicht, dass auch andere Menschen Bedürfnisse haben.
Mangelnde Fähigkeit zur Kommunikation
Überbehüteten Kindern fällt es schwer, ihre Bedürfnisse zu äußern. Da die Eltern oft schon vorsorglich alles so machen, wie das Kind es möchte. Darunter leidet am Ende auch die Kommunikationsfähigkeit der Kinder.
Was du stattdessen tun kannst
Fürsorglich oder überfürsorglich?
Ob wir uns mit unserer elterlichen Fürsorge im Rahmen bewegen oder uns tatsächlich Richtung Helikopter Eltern bewegen, hängt zum einen vom Alter des Kindes und zum anderen von der Intensität und dem Umfang ab.
Ein Baby ist auf die Erfüllung seiner Bedürfnisse durch seine Bindungspersonen angewiesen. Ansonsten wäre es evolutionsbedingt zum Tod verurteilt. Lies dazu gerne den Artikel über die Entstehung der Bindung.
Jedoch dürfen Eltern auch feinfühlig das Bedürfnis der wachsenden Autonomie würdigen, wie alle anderen Bedürfnisse.
Fürsorge ist gut, ein Abnehmen aller Lösungen und Aufgaben hingegen schädlich. Ebenso dürfen wir dabei die Kinder als Individuen nicht außer Acht lassen. Nicht jedes Kind braucht dieselbe Art und Intensität von Fürsorge! Was bei Kind 1 angemessen ist, macht dich bei Kind 2 zur Helikopter Mutter oder zum Helikopter Vater.
Es ist beispielsweise bei Kindern mit ADHS bekannt, dass Eltern eine kontrollierendere Erziehung einnehmen, um Gefahren und eskalierende Konflikte vorzubeugen. In Anbetracht einer ADHS ist das durchaus zu empfehlen, denn die Rahmung und Strukturbedarfe sind hier etwas anders als bei “neurotypischen” Kindern. Deswegen gibt es kein pauschales richtig oder falsch.
Ein schmaler Grat – Helikopter Eltern Beispiele, die zu denken geben
Zwei Kinder streiten sich im Park: eines davon klammert sich kreischend an einen Ball, das andere zieht wütend daran. Sofort stürmt eine Mutter zu den beiden, erklärt dem eigenen Kind, dass Teilen wichtig sei, und gibt dem zweiten Kind den Ball.
Übertrieben oder nicht? Hättest du die Kinder den Konflikt selbst lösen lassen? *Auflösung folgt zu allen Beispielen…
Ein Kleinkind will die Türe zum eingezäunten Spielplatz öffnen und schließen. Sofort trägt der Vater das Kind zum Sandkasten und erklärt ihm, dass es sich bei der Türe die Finger einklemmen könne und doch lieber im Sand spielen solle.
Übertrieben oder nicht? Hättest du das Kind unter Aufsicht das sichere Öffnen und Schließen üben lassen?
Ein kleiner Junge weint, als ihn seine Mama in der Kita abliefert. Er klammert sich an die Mutter und schreit, Tränen der Verzweiflung rinnen über seine Wangen, sie nimmt ihn auf den Arm und tröstet ihn.
Übertrieben oder nicht? Wärest du gegangen?
Oma möchte unbedingt ein Küsschen vom Enkelkind. Das Kind will nicht, dreht sich weg, schaut hilfesuchend zu Papa. Dieser nimmt es beschützend auf den Arm und sagt Oma, dass niemand Küsschen geben muss, der nicht möchte. Oma ist beleidigt.
Übertrieben oder nicht? Hättest du deinem Kind gesagt, dass es Oma ein Küsschen geben soll?
Du kennst dein Kind am besten!
… so handeln, wie es für dein Kind gerade richtig und wichtig ist.
Besonders sensible Kinder, beispielsweise auch High Need Kinder, brauchen oft intensivere Begleitung von Mama oder Papa, auch über einen längeren Zeitraum. Genauso wie Kinder, die länger bei den Eltern im Bett schlafen, trotzdem irgendwann im eigenen Zimmer schlafen werden, werden auch jene, die länger für die Trennung bei der Kita-Eingewöhnung brauchen, irgendwann mal alleine in Kita und Schule bleiben.
Was Kinder nicht lernen, wenn Eltern „helikoptern“
Wichtig ist, die Kinder nicht in ihrer Entwicklung einzuschränken und ihnen die Chance zu nehmen, essenzielle Erfahrungen zu machen, nur weil wir als Eltern Angst davor haben, dass sie sich verletzen oder dass sie enttäuscht werden.
Ansonsten gilt (zu unseren Beispielen von weiter oben):
Mit Konflikten umgehen
Kinder dürfen lernen, Konflikte selbst zu lösen. Gerne dürfen wir Eltern dabei die Lösung moderieren und die Kinder darin stärken, den eigenen Weg zu finden. Denn das vermittelt mehr Kompetenzen, als dem Stärkeren den Ball zu überlassen oder die Entscheidung für die Kinder zu treffen = in diesem Fall: ihr müsst teilen. Lasst die Kinder angeleitet eine eigene Lösung erarbeiten. Das ist im ersten Schritt ein höherer Aufwand. Zahlt sich aber langfristig aus, denn dein Kind wird immer besser darin eigenständig, faire Lösungen zu erarbeiten.
Risiken einschätzen
Kinder dürfen auch lernen, Alltagsgegenstände zu benutzen, bei denen sie sich verletzen könnten. Wenn ernstzunehmende Risiken bestmöglich reduziert sind und Kinder sich für derartige Lernerfahrungen nicht sich selbst überlassen sind.
Wertvolles Vertrauen
Kinder dürfen allerdings auch lernen, dass Mama und Papa immer für sie da sind, wenn sie Kummer haben. Das wird ihnen garantiert nicht schaden.
Eine gesunde Einstellung zur Selbstbestimmung
Kinder dürfen und sollen lernen, dass ihr Körper ihnen gehört und sie selbst darüber entscheiden, ob sie Küsschen geben wollen oder nicht. Und im Zuge dessen auch, dass ein Nein wirklich nein bedeutet. Und wenn das Kind es selbst noch nicht umsetzen kann, eben auch die Eltern unterstützen das nein zu verwirklichen.
Fazit
Nicht jede Handlung von Eltern, die von anderen als Helikopter Mutter oder Vater abgestempelt werden, ist tatsächlich schlecht für ihre Kinder.
Helikopter Eltern Folgen, die es zu vermeiden gilt, sind all jene, die Kindern die Chance nehmen, sich weiterzuentwickeln, Frustrationstoleranz aufzubauen, motorische, Sozial- und Kommunikationskompetenz aufzubauen, Konflikte selbst zu lösen oder Initiative zu ergreifen.
Kinder profitieren jedoch immer davon, wenn Eltern zugewandt auf sie und ihre Bedürfnisse eingehen!
Du willst auch genau diese Balance finden?
Hier gibt es Hilfe!
Im Elterncoaching finden wir zusammen die Lösungen, die zu dir und deinem Kind passen und üben die Umsetzung!
Soforthilfe findest du in meinen Trainings für Eltern. Mit vielen Beispielen und Inhalten aus meinen Coachings.
Tipps und Übungen
Verdeutliche dir immer wieder :
Darf den Bedürfnissen der Kinder nachgekommen werden? Ja.
Denn dein Kind darf wissen, dass du jederzeit für es da bist. Das macht dich nicht zum Helikopter. Denk dabei an den Leitsatz von Maria Montessori: “Hilf deinem Kind es selbst zu tun.”