Helikopter Eltern
Beispiele, Folgen, Denkanstöße
Der Begriff Helikopter Eltern hat sich in den letzten Jahren stark verbreitet. Am Spielplatz raunen ihn sich vor allem Mütter mehrerer Kinder zu, wenn Erstlingsmütter bei jedem Pieps zum eigenen Kind stürmen – oder es gar nicht erst alleine spielen lassen. Aber schaden Helikopter Mütter und Eltern ihren Kindern wirklich?
Das sehen wir uns in diesem Post an:
Was sind Helikopter Eltern eigentlich?
Als Helikopter-Eltern bezeichnet man Eltern, die wie ein Hubschrauber ständig um ihr Kind oder ihre Kinder kreisen. Sowohl in Gedanken als auch physisch. Helikopter Eltern sind also omnipräsente, überfürsorgliche Eltern, die ihre Kinder nie aus den Augen lassen, die stets bereit sind, ihnen den nächsten Wunsch von den Augen abzulesen und sie vor potenziellen Gefahren zu beschützen.
Paradebeispiele sind hier natürlich, wie so oft, wenn es um Kinder geht, die Mütter: Während der Suchbegriff „Helikopter Vater“ nur knapp 2.000 Ergebnisse bringt, findet Google zu „Helikopter Mutter“ ganze 12.000 Einträge.
Sind Helikopter Eltern so schlecht wie ihr Ruf?
Helikopter Eltern und vor allem Helikopter Mütter werden nicht nur von VertreterInnen der alten Schule verächtlich als verweichlicht bezeichnet, auch viele Pädagoginnen geben besonders fürsorglichen Eltern immer noch das Gefühl, ihre Kinder viel zu sehr zu verwöhnen.
Im Gegensatz zu den Rasenmäher-Eltern, die ihren Kindern jegliches Hindernis aus dem Weg räumen und ihnen dadurch die Chance nehmen, zu lernen, wie man mit Frustration und Rückschlägen umgeht, sind Helikopter-Eltern „nur“ besonders fürsorglich.
Während Rasenmäher-Eltern ihren Kindern also tatsächlich nichts Gutes tun, hilft der präsente, umsorgende Erziehungsstil der Helikopter-Eltern ihren Kindern zumindest dabei, sich gehört und verstanden zu fühlen. Und stärkt so ihr Urvertrauen. Weiter unten sehen wir uns an, was Helikopter-Eltern sonst noch so auslösen können.
Erziehung auf Augenhöhe ist kein Verwöhnen
Bedürfnisorientierte Erziehung oder Erziehung auf Augenhöhe sind Begriffe, die immer mehr Beachtung finden. Zurecht. Denn der vom Nationalsozialismus geprägte autoritäre Erziehungsansatz, demzufolge Kinder kleine TyrannInnen sind, denen man Einhalt gebieten muss, ist überholt. Lies dazu gerne mehr im Artikel über die schwarze Pädagogik. Die Erkenntnis, dass andere Wege vorteilhaft – und Kinder ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft – sind, setzt sich zum Glück immer mehr durch.
Helikopter-Eltern sind meist VerfechterInnen einer Erziehung auf Augenhöhe, in der die Bedürfnisse der Kinder gesehen und geschätzt werden.
Soll dabei jeder Konflikt von vornherein abgewendet werden? Nein.
Darf den Bedürfnissen der Kinder nachgekommen werden? Ja.
Dennoch gilt jederzeit die wichtige und bewusste Unterscheidung: Wünsche sind nicht mit Bedürfnissen gleichzusetzen!
Helikopter Eltern Folgen:
So wirkt sich der Erziehungsstil auf die Kinder aus
Das übertrieben beschützende Verhalten einer Helikopter Mutter oder eines Helikopter Vaters kann negative Folgen auf die Kinder haben, wenn diesen die Chance genommen wird, selbstständiger zu werden und Neues zu lernen:
Stattdessen:
Fürsorglich oder überfürsorglich?
Ob wir uns mit unserer elterlichen Fürsorge im Rahmen bewegen oder tatsächlich zu sehr „helikoptern“, hängt zum einen vom Alter des Kindes und zum anderen von der Intensität und dem Umfang ab.
Ein Baby bspw. ist auf die Erfüllung seiner Bedürfnisse durch seine Bindungspersonen angewiesen. Ansonsten wäre es evolutionsbedingt zum Tod verurteilt. Lies dazu gerne den Artikel über die Entstehung der Bindung.
Jedoch dürfen Eltern auch feinfühlig das Bedürfnis der wachsenden Autonomie ebenso würdigen, wie alle anderen Bedürfnisse. Fürsorge ist gut, ein Abnehmen aller Lösungen und Tätigkeiten hingegen schädlich. Und: Wir dürfen dabei die Kinder als Individuen nicht außer Acht lassen. Nicht jedes Kind braucht dieselbe Art und Intensität von Fürsorge! Was bei Kind 1 vielleicht angemessen ist, macht dich bei Kind 2 schon zur Helikopter Mutter oder zum Helikopter Vater.
Es ist bspw. bei Kindern mit ADHS bekannt, dass Eltern einen kontrollierenderen Erziehungsstil einnehmen, um Gefahrensituationen und eskalierende Konflikte vorzubeugen. In Anbetracht einer diagnostizierten ADHS ist das durchaus empfehlenswert, denn die Rahmung und Strukturbedarfe sind hier etwas anders als bei “neurotypischen” Kindern. Deswegen gibt es kein pauschales richtig oder falsch.
Ein schmaler Grat:
Helikopter Eltern Beispiele, die zu denken geben
Zwei Kinder streiten sich im Park: eines davon klammert sich kreischend an einen Ball, das andere zieht wütend daran. Sofort stürmt eine Mutter zu den beiden, erklärt dem eigenen Kind, dass Teilen wichtig sei, und gibt dem zweiten Kind den Ball.
Übertrieben oder nicht? Hättest du die Kinder den Konflikt selbst lösen lassen? *Auflösung folgt zu allen Beispielen…
Ein Kleinkind will die Türe zum eingezäunten Spielplatz öffnen und schließen. Sofort trägt der Vater das Kind zum Sandkasten und erklärt ihm, dass es sich bei der Türe die Finger einklemmen könne und doch lieber im Sand spielen solle.
Übertrieben oder nicht? Hättest du das Kind unter Aufsicht das sichere Öffnen und Schließen üben lassen?
Ein kleiner Junge weint, als ihn seine Mama in der Kita abliefert. Er klammert sich an die Mutter und schreit, Tränen der Verzweiflung rinnen über seine Wangen, sie nimmt ihn wieder auf den Arm und tröstet ihn.
Übertrieben oder nicht? Wärest du gegangen?
Oma möchte unbedingt ein Küsschen vom Enkelkind. Das Kind will nicht, dreht sich weg, schaut hilfesuchend zu Papa. Dieser nimmt es beschützend auf den Arm und sagt Oma, dass niemand Küsschen geben muss, der nicht möchte. Oma ist beleidigt.
Übertrieben oder nicht? Hättest du deinem Kind gesagt, dass es Oma ein Küsschen geben soll?
Du kennst dein(e) Kind(er) am besten!
Und deshalb kannst auch du auch sehr gut entscheiden, wie viel oder wenig dich dein Kind in welcher Situation braucht. Anstatt also andere Mütter und Väter direkt zu verurteilen oder als Helikopter Eltern abzustempeln, sollten wir darauf vertrauen, dass Eltern das Beste für ihre Kinder wollen und so handeln, wie es für ihr Kind gerade richtig und wichtig ist. Vor allem wenn sie differenziert zwischen Wünschen und Bedürfnissen unterscheiden.
Besonders sensible Kinder, bspw. auch Highneed Kinder, brauchen oft intensivere Begleitung von Mama oder Papa, oder auch über einen längeren Zeitraum. Genauso wie Kinder, die länger bei den Eltern im Bett schlafen, trotzdem irgendwann im eigenen Zimmer schlafen werden, werden auch jene, die länger für die Trennung bei der Kita-Eingewöhnung brauchen, irgendwann mal alleine in Kita und Schule bleiben.
Zu Themen mit direktem Bezug findest du hier im Blog übrigens noch einige weitere Artikel: bspw. zum Umgang mit „wütenden“ Kindern, den besonderen Bedürfnissen von ADHS Kindern oder hochbegabten Kindern. Und Infos, zu dem was Kinder eben nicht brauchen: Entstehung und Folgen der schwarzen Pädagogik.
Was lernen Kinder (nicht), wenn Eltern „helikoptern“?
Wichtig ist, die Kinder nicht in ihrer Entwicklung einzuschränken und ihnen die Chance zu nehmen, essenzielle Erfahrungen zu machen, nur weil wir als Eltern Angst davor haben, dass sie sich verletzen oder dass sie enttäuscht werden.
Ansonsten gilt (zu unseren Beispielen von weiter oben):
Fazit
Nicht jede Handlung von Eltern, die von anderen als Helikopter Mutter oder Vater abgestempelt werden, ist tatsächlich schlecht für ihre Kinder.
Helikopter Eltern Folgen, die es zu vermeiden gilt, sind all jene, die unseren Kindern die Chance nehmen, sich weiterzuentwickeln, Frustrationstoleranz aufzubauen, motorische, Sozial- und Kommunikationskompetenz aufzubauen, Konflikte selbst zu lösen oder Initiative zu ergreifen.
Kinder profitieren jedoch immer davon, wenn Eltern zugewandt auf sie und ihre Bedürfnisse eingehen!
Du willst noch deinen eigenen Stil in der Erziehung finden? Oder deine Sicherheit darin stärken? Dann wünschst du dir womöglich erfahrene Hilfe dabei, die für dich stimmigen Ansätze zu leben. Darauf bin ich spezialisiert. Melde dich gerne für ein kostenfreies Erstgespräch.
Tipps und Übungen
Verdeutliche dir immer wieder :
Darf den Bedürfnissen der Kinder nachgekommen werden? Ja.
Denn dein Kind darf wissen, dass du jederzeit für es da bist. Das macht dich nicht zum Helikopter. Denk dabei an den Leitsatz von Maria Montessori: “Hilf deinem Kind es selbst zu tun.”
Von Marina Bernardo
Gründerin von Coachiba, Unternehmerin und zweifache Mama.
Alle Coachiba Blogbeiträge sind selbst verfasst und umfangreich recherchiert – ergänzt mit Tipps aus meiner Tätigkeit als Beraterin und Coach. Da im Netzt immer mehr Inhalte reiner KI-Tool Produkte auftauchen, ist es mir wichtig das bewusst zu machen.
Viel Spaß beim Lesen!