ADHS bei erwachsenen Frauen
Besonderheiten der ADHS bei Frauen erkennen
ADHS bei erwachsenen Frauen bleibt häufig unerkannt. Bei Erwachsenen sind die Symptome völlig anders als bei Kindern und unterscheiden sich bei Frauen und Männern auch nochmal erheblich. Frauen mit ADHS erfahren dadurch häufig erst spät oder gar nicht von der möglichen Diagnose.
In diesem Artikel geht es um:
Hierauf aufbauend gibt es einen zweiten Teil mit detaillierteren Beispielen und Symptomen von Frauen mit ADHS.
Intro: ADHS bei Frauen
Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass in fast allen Bereichen der Medizin große geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen. Männer und Frauen können bei gleicher Diagnose an völlig unterschiedlichen Symptomen leiden. Auch die Wirkung von Medikamenten zeigt – nicht nur durch das durchschnittlich geringere Gewicht – sondern auch durch die anderen Hormone und einen anderen Stoffwechsel, erhebliche Unterschiede.
Was bedeutet das für die Diagnose ADHS bei Frauen?
Jungen werden im Deutschsprachigen Raum 4-mal häufiger mit ADHS diagnostiziert als Mädchen. International werden Ratios sogar im Rahmen von 1:16 genannt! Das liegt unter anderem daran, dass Jungen in ihrem Verhalten negativer auffallen als Mädchen mit ADHS.
Die Symptome zeigen sich bei den späteren Erwachsenen jedoch nochmal anders und häufig weniger stark ausgeprägt.
Doch die Ursachen der ADHS bei Frauen und Männern liegen in strukturellen und funktionalen Unterschieden im Gehirn und sind somit von Geburt an vorhanden und “verwachsen” sich nicht.
Warum wird die ADHS bei Frauen seltener erkannt?
Diagnose Ablauf ADHS
Auch die ADHS Fragebögen für den Diagnoseprozess sind nicht neutral: Da sie anhand von „gemischten Peergroups mit deutlich höherem männlichem Anteil“ entstehen. Dadurch sind typisch männliche Verhaltensweisen bei ADHS auch dort stärker repräsentiert. Und das ist erheblich, da für die ADHS Diagnose die Fragebögen und die Häufigkeit der zutreffenden Antworten eine wichtige Rolle spielen.
Ähnlichkeiten der Symptome
Außerdem überschneiden sich die Symptome mit anderen Diagnosen (Depressionen, Angststörungen, bipolare Störungen etc.) wodurch ADHS Merkmale bei Frauen tendentiell anderen Diagnosen zugeschrieben werden (Mowlem, 2019).
Dieses ansonsten positive Merkmal bedeutet für ADHS Frauen jedoch auch, dass sie deutlich stärker von dem Phänomen “Masking” und persönlichen Anpassungsstrategien betroffen sind (Mowlem et al, 2019 & Quinn, Madhoo, 2014). Und das ist in diesem Kontext besonders wichtig:
ADHS bei erwachsenen Frauen: Masking
Der Begriff Masking stammt – wie der Begriff Neurodivergenz – aus dem Bereich des Autismus. Lässt sich aber 1:1 auf Frauen mit ADHS übertragen.
Masking bedeutet das bewusste oder unbewusste Unterdrücken und Abändern ADHS typischer Verhaltensweisen. Beim Masking werden Verhaltensweisen neurotypischer Personen imitiert, obwohl diese nicht im Naturell liegen. Es ist zum einen eine Bewältigungsstrategie, zum anderen dem Drang der Zugehörigkeit geschuldet. Denn durch die Herausforderungen der ADHS bei Frauen, Männern und Kindern entsteht bereits früh das Gefühl der Andersartigkeit und in der Gesellschaft keinen wertleistenden Platz zu finden.
Das Masking selbst hat allerdings auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Du kannst es dir so vorstellen, als ob du den ganzen Tag schauspielerst. Dadurch unternimmst du enorm hohe Anstrengungen, um nicht aufzufallen. Diese ständige Anstrengung plus die häufige Reizüberflutung durch die ADHS bedeuten Erschöpfungserscheinungen, manchmal auch Burn On. Angstzustände und Schlafstörungen sind auch häufige Begleiterscheinungen von ADHS bei erwachsenen Frauen. Das trifft beispielsweise auch bei Hochbegabung zu. Bei einigen Frauen, mit denen ich arbeite und bei mir selbst, gibt es tatsächlich auch die Kombi: ADHS und Hochbegabung.
ADHS erwachsene Frau – Was sagen Studien?
Es häufen sich Influencer, die über ADHS sprechen. Dabei ist schwierig zu unterscheiden, ob von Fachwissen, persönlichen Erfahrungen oder weniger verlässlichen Infos und Empfehlungen oder bezahlter Werbung die Rede ist. Denn ADHS ist ein internationales Milliardengeschäft.
Mir ist es in allen meinen Artikeln wichtig, dass du sowohl besondere Inhalte und Tipps durch meine eigene Erfahrung und Beratungserfahrung bekommst. Darüber hinaus gibt es hier Fakten: eben nicht “meine Meinung”, sondern ich dir die Verlässlichkeit der Informationen transparent mache. Du findest daher in allen meinen Artikeln untenstehend Quellenangaben.
Jetzt findest du eine Zusammenfassung einiger Querschnittsstudien, Einzelstudien und Literatur zum Thema ADHS bei erwachsenen Frauen.
Veränderungen
Veränderungen wirken bei Frauen besonders auf die Intensität der ADHS ein. Typischerweise ist ein Einbruch der bisherigen Stabilität beim Wechsel vom Schulabschluss zur Ausbildung oder Studium zu erkennen. Besonders dann, wenn die Unterstützung vom familiären Umfeld weniger wird und die Betroffene selbst höhere Eigenverantwortlichkeit, Planung etc. zeigen müsste.
Auch beim Berufsstart, bei Stellenwechseln und insbesondere auch wenn Frauen mit ADHS Mütter werden, verstärken sich die Frauen ADHS Symptome. Dazu findest du detaillierte Infos im zweiten Artikel.
Hormone
Auch Hormonelle Veränderung, wie beispielsweise der monatliche Zyklus, aber auch eine Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit und Menopause können die ADHS bei erwachsenen Frauen verstärken (Young et al, 2020). Falls ADHS Frauen Medikamente einnehmen, ist es möglich, dass diese Zyklusabhängig besser oder schlechtere Wirksamkeit zeigen.
Suche nach Hilfe
Bei Frauen mit ADHS ist es typisch, dass sie selbst nach Diagnosen oder Ursachen für ihr Gefühl der Andersartigkeit suchen. Weil sie ihre Herausforderungen verstehen möchten und sich Hilfe wünschen. Dann passiert jedoch häufig folgendes:
Gefühlsregulation
Die Regulation von Gefühlen hört sich wenig dramatisch an, hat jedoch weite Auswirkungen: beispielsweise Kaufverhalten, Essverhalten, wechselnde Partnerschaften, generelle Auswirkung auf Beziehungen, Abbrüche von Ausbildung oder wechselnde Anstellungen (Skirrow & Asherson, 2013).
Kinder mit ADHS
Einige Frauen können selbst ihre Symptome der ADHS zuordnen, wenn sie im Zuge von Auffälligkeiten bei ihren Kindern mit ADHS auf die Symptome von Frauen mit ADHS treffen. Denn über 40% der Eltern von Kindern mit ADHS leiden selbst an ADHS (Krause, 2013). Das ist regelmäßiges Thema in meinen spezialisierten Elterncoachings.
Du suchst mehr Infos oder Hilfe?
Vielleicht wünschst du dir eigentlich eine erfahrene Hilfe, um dir bei deinen Herausforderungen mit der ADHS zu helfen.
Wenn du Lösungen suchst, melde dich gerne für ein kostenfreies Coaching Erstgespräch.
Ich freue mich auf dich!
Tipps und Übungen
ADHS bei erwachsenen Frauen bedeutet:
Sehr belesen…
Mein Geheimtrick zum Erkennen von ADHS bei Frauen ist es, wenn auf der Suche nach Antworten auf die besonderen Merkmale bereits Berührungspunkte mit den Themen: Hochsensibilität, Imposter Syndrom, Perfektionismus, Scanner Persönlichkeiten und Prokrastination entstanden sind. Denn diese decken jeweils ganz typische Anzeichen für die ADHS bei Frauen ab. Wenn mir also eine Kundin signalisiert sich mit diesen Themen bereits intensiv beschäftigt zu haben, ist das häufig ein wertvoller Hinweis. Mehr zu den einzelnen Themen erfährst du übrigens auch hier im Blog.
Cortese S. (2012) The neurobiology and genetics of Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder (ADHD): What every clinician should know. Eur J Paediatr Neurol.
Krause, J., & Krause, K.-H. (2013). ADHS im Erwachsenenalter: Symptome-
Differenzialdiagnose-Therapie: Schattauer Verlag.
Monuteaux MC, Mick E, Faraone SV, Biederman J. (2015) The influence of sex on the course and psychiatric correlates of ADHD from childhood to adolescence: A longitudinal study.
Mowlem F, Agnew-Blais J, Taylor E, Asherson P. (2018) Do different factors influence whether girls versus boys meet ADHD diagnostic criteria? Sex differences among children with high ADHD symptoms. Psychiatry Res.
PO Quinn, M. Madhoo (2014) A review of attention-deficit/hyperactivity disorder in women and girls: uncovering this hidden diagnosis. Prim Care Companion CNS Disord.
Quinn P, Wigal S. (2004) Perceptions of girls and ADHD: Results from a national survey. Medscape Gen Med. 2004;6.
C. Skirrow, P. Asherson (2013) Emotional lability, comorbidity and impairment in adults with attention-deficit hyperactivity disorder. J Affect Disord.
S. Young, N. Adamo, B.B. Ásgeirsdóttir, P. Branney, M. Beckett, W. Colley, S. Cubbin, Q. Deeley, Emad Farrag, G. Gudjonsson, P. Hill, J. Hollingdale, O. Kilic, T. Lloyd, P. Mason, E. Paliokosta, S. Perecherla, J. Sedgwick, C. Skirrow, K. Tierney, K. van Rensburg, E. Woodhouse (2020) Females with ADHD: An expert consensus statement taking a lifespan approach providing guidance for the identification and treatment of attention-deficit/ hyperactivity disorder in girls and women. in national Library of Medicine
Von Marina Bernardo
Gründerin von Coachiba, Unternehmerin und zweifache Mama.
Alle Coachiba Blogbeiträge sind selbst verfasst und umfangreich recherchiert – ergänzt mit Tipps aus meiner Tätigkeit als Beraterin und Coach. Da im Netzt immer mehr Inhalte reiner KI-Tool Produkte auftauchen, ist es mir wichtig das bewusst zu machen.
Viel Spaß beim Lesen!